Der Karfreitag der Kirche

Die Verlassenheit Jesu. Im 6. Kapitel des Johannes-Evangeliums wird von der wunderbaren Brotvermehrung und Speisung einer großen Volksmenge durch Jesus in der Wüste berichtet. Allein an Männern waren es “etwa fünftausend an der Zahl” (Joh 6,10). Dabei wird zu Beginn dieses Evangeliumabschnittes vielsagend angemerkt: “Eine große Volksmenge folgte Ihm, weil sie die Wunder gesehen hatte, die Er an den Kranken wirkte” (Joh 6,2). Man gewinnt schon hier den Eindruck, als wollte der Evangelist klar Kritik an der Mentalität wenigstens eines nicht geringen Teils dieser Menschen üben, die Jesus letztendlich nur wegen des Aufsehens folgten, welches Seine bereits gewirkten Wunder an den Kranken verursachten.
Dieser Eindruck wird dann auch durch die entsprechende Bemerkung am Ende dieses Evangeliumabschnittes bestätigt. Denn nachdem Jesus die Ihm in die Wüste hinterher gezogene Menschenmenge mit nur fünf Gerstenbroten und zwei Fischen sättigte, heißt es dann: “Als nun die Leute das Wunder sahen, das Jesus gewirkt hatte, sagten sie: ‘Das ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.’ Jesus erkannte, dass sie kommen und Ihn mit Gewalt zum König machen wollten. Darum zog Er sich wieder auf den Berg zurück, ganz allein.” (Joh 6,14f.)
Ja, die Menschen haben halt “Sieger” gern. Sie scharen sich gern hinter jemand, von dem sie einen persönlichen Nutzen haben oder wenigstens irgendeinen nennenswerten Vorteil für sich ausrechnen. Die Masse hat den “lieb”, der aus welchen Gründen auch immer viele äußerlich anzieht bzw. die Zustimmung der möglichst großen Mehrheit erfährt. Das sei eben “Erfolg”, mit dem man sich gern schmückt und der einem das angenehme Gefühl vermittelt, doch “recht” zu haben und auf der “richtigen Seite” zu stehen.
Also ist der “großen Volksmenge” auch ein Propheten höchst willkommen, wenn er für sie etwas tut, was sie gern haben und von ihm erhoffen. Dem geht man dann auch in die Wüste umso bereitwilliger nach und nimmt somit auch entsprechend Opfer und Nachteile in Kauf. Sicher besaßen da viele dieser Menschen auch gute Absichten und Intentionen in Bezug auf Jesus, höchstwahrscheinlich ging es ihnen auch darum, die Wahrheit Gottes zu hören. Aber offensichtlich ließen sie sich dabei zu einem nicht ganz geringen Teil irgendwie auch von einer keinesfalls edlen Gesinnung des Eigennutzes leiten. Denn sonst wären doch im Evangelium nicht solche kritische Formulierungen zum Zweck der Beschreibung ihrer Intentionen gefunden worden, wie wir sie da nämlich lesen können.
Wollten sie Jesus doch tatsächlich zum König ausrufen! Damit Er sie halt weiterhin wunderbar ernähre. Damit Er dann auch Seine ganze Macht und Kraft aufbiete und endlich die verhasste heidnische Besatzungsmacht des Römischen Imperiums beseitige? Offensichtlich! Damit Er dem Volk Israel wenigstens zu einer solchen großen politisch-militärischen Macht verhelfe, dass dann vor ihr alle Nachbarvölker in Furcht und Schrecken verfallen und sie es eben nicht mehr wagen, gegen Israel mit einem Heer ins Feld zu ziehen? Die entsprechende falsch verstandene messianische Erwartung im Volk spricht dafür! Ein solcher Messias und Prophet musste her, der war herzlich willkommen! Dem hätten sich viele sogar sehr gern zu Füßen gelegt und Ihn verherrlicht.
Offensichtlich bereitete man dann Jesus zu einem nicht geringen Teil auch aus solchen Gründen einen feierlichen Einzug in Jerusalem! “Sie brachten nun das Füllen zu Jesus, legten ihre Kleider darüber, und Er setzte sich darauf. Viele breiteten ihre Kleider auf den Weg aus, andere aber streuten grüne Zweige... Die voraus zogen und die nachfolgten, riefen laut: ‘Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt, im Namen des Herrn! Gepriesen sei das kommende Reich unseres Vaters David! Hosanna in der Höhe!’” (Mk 11,7-10.) Man beachte den Ruf des ausdrücklichen Herbeisehnens des “kommenden Reiches unseres Vaters David”, der eindeutig den Schwerpunkt auf die politisch-militärische Komponente legt! Ein solcher “Messias” sei eben “gepriesen”!
Wer von allen diesen Menschen, ob sie nun Jesus nach der Brotvermehrung in der Wüste voll Begeisterung zum König ausrufen wollten oder beim Einzug nach Jerusalem oder bei einer von zahlreichen anderen Gelegenheiten doch nicht unaufrichtig lobpriesen, stand dann aber am Karfreitag unter Seinem Kreuz in Treue zu Ihm? Ja, da waren neben der führenden Schicht der Juden zwar auch nicht sehr wenige Menschen aus dem einfachen Volk anwesend. Aber sie schrieen nun etwas ganz anderes in die Richtung von Jesus: “So zog denn die Volksmenge hinauf und forderte, was er (Pilatus - Anm.) ihnen immer gewährte. Pilatus erwiderte ihr: ‘Soll ich euch den König der Juden freigeben?’ Es wusste nämlich, dass die Hohenpriester Ihn aus Missgunst ausgeliefert hatten. Die Hohenpriester aber hetzten das Volk auf, er solle ihnen lieber Barabbas freigeben. Pilatus entgegnete ihnen wieder: ‘Was soll ich denn mit dem anfangen, den ihr den König der Juden nennt?’ Sie schrieen zurück: ‘Ans Kreuz mit Ihm!’ ‘Was hat Er denn Böses getan?’ fragte sie Pilatus. Da schrieen sie noch lauter: ‘Ans Kreuz mit Ihm!’” (Mk15,8-14.)
Wohl kaum befanden sich unter diesen Menschen keine von denen, die erst einige Tage zuvor noch ihre Kleider und Palmzweige Jesus auf den Weg gelegt und Ihn gepriesen haben! Einst wollten sie Ihn noch zu ihrem König ausrufen und riefen voll Begeisterung an die Adresse von Jesus: “Hosanna in der Höhe!” Nun aber waren sie für keine vernünftigen Argumente mehr zugänglich, die sogar noch ein solcher Machtmensch wie Pilatus einbrachte, um Jesu Leben zu retten. Nein, für Ihn gab es jetzt nur noch böswilligen Spott und blanken Hass. Nicht nur “höhnten die Hohenpriester unter sich samt den Schriftgelehrten”. Auch “die Vorübergehenden lästerten Ihn” und “schüttelten den Kopf” (Mk 15,29-32), zu denen wohl auch ein Teil derer gehörte, die sich Ihm früher noch zu Füßen geworfen hatten.
Nur dem “Hauptmann, der Ihm gegenüberstand und Ihn so mit lauter Stimme verscheiden sah, sagte: ‘Dieser Mann war wirklich der Sohn Gottes.’” Neben der Mutter Jesu und dem nach seiner Flucht doch noch zurückgekehrten Apostel Johannes, wie wir dies aus dem Johannes-Evangelium wissen, waren auch noch etliche Frauen da, “darunter Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus des Jüngeren und Josephs, und Salome” (Mk 15,40). Das war in jedem Fall ein verschwindend kleiner Teil im Vergleich zu denen, die Ihm früher noch huldigten.
Wo war also jene “große Volksmenge”, die “Ihm folgte, weil sie die Wunder gesehen hatte, die Er an den Kranken wirkte”? Offensichtlich hat ein leidender und sterbender Messias überhaupt nicht in ihre eigene Vorstellung gepasst. Sie hatten halt ihre eigene fixe Idee, der dann alles irgendwie angepasst werden musste. In ihrer menschlichen Beschränktheit des Geistes wollten sie eben einen Messias haben, der Macht und Einfluss besitzt und eben bestimmten irdisch-politischen Zwecken dient. Für tiefere Gedanken und intensiveres Nachdenken über die Person und das Wirken Jesu hatten nur ganz wenige von ihnen etwas übrig - die große Menge hat das zum gegebenen Zeitpunkt nicht sonderlich interessiert! Und sobald Jesus ihrer Messias-Vorstellung nicht mehr entsprochen hat, musste Er halt einfach “weg”.
Leider haben sogar auch die Apostel, die Jesus doch sehr nahe standen und Zeugen so vieler Seiner tiefen Worte und herrlichen Wundertaten werden durften, an der Tatsache des Leidens und Sterbens Jesu Anstoß genommen und haben Ihn durch ihre Flucht bitterlich im Stich gelassen. Zwar haben sie sich sehr wohl bald besonnen und dann später ihre Treue zu Jesus sogar mit ihrem eigenen Blut und Leben unter Beweis gestellt. Unter denen, die unter dem Kreuz Jesu in Treue zu Ihm ausharrten, waren sie aber (mit Ausnahme des Johannes) leider doch nicht anzutreffen. Und wir können nur entfernt erahnen, wie viel an furchtbarem Seelenschmerz dieser Umstand Jesu bereitet hat...!
Wohl ist der folgende an sich traurige und sehr das Nachdenken fordernde Kommentar des Evangelisten über den Seelenzustand Jesu (den er zuvor wohl von Jesus selbst erfahren hat) erst in diesem Zusammenhang zu verstehen. Zunächst wird an einer Stelle des Johannes-Evangeliums berichtet, dass “während Er zum Osterfest in Jerusalem weilte, viele zum Glauben an Seinen Namen kamen, weil sie die Wunderzeichen sahen, die Er wirkte”. Gleich darauf heißt es da aber einschränkend: “Allein Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn Er kannte sie alle und hatte von keinem ein Zeugnis über den Menschen nötig. Er kannte nämlich von selbst das Innere des Menschen.” (Joh 2,23-25.)
Die Verlassenheit der Kirche. “Wenn die Welt euch hasst, so wisset: Mich hat sie schon vor euch gehasst. Wäret ihr von der Welt, so würde die Welt das Ihrige lieben. Weil ihr aber nicht von dieser Welt seid, sondern Ich euch von der Welt auserwählt habe, deshalb hasst euch die Welt. Gedenket des Wortes, das Ich zu euch gesprochen habe: Der Knecht ist nicht mehr als sein Herr. Haben sie Mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen. Haben sie Mein Wort gehalten, so werden sie auch das eure halten.” (Joh 15,18-20.)
Auf diese doch aus jedem eventuellen geistigen Schlaf aufrüttelnde Weise kündigt Jesus Seinen Jüngern und Aposteln an, dass sie im Prinzip auch im Hinblick auf die Akzeptanz durch die “große Volksmenge” dieselbe Erfahrung machen werden wie Er. Seine Geschichte wird in Prinzip auch zur Geschichte Seiner Kirche! Die Menschen lieben halt den “Erfolg” und schlagen sich überwiegend auf die Seite der großen Mehrheit bzw. schließen sich gern denen an, die ihnen Vorteile bringen und von der Masse als anerkannt gelten. Nachteile und Verachtung schrecken dagegen ab.
Und auch wenn man merken sollte, dass ihre Mehrheitsmeinung argumentativ auf sehr wackligen Beinen steht und eigentlich nicht mehr aufrechterhalten werden kann, bedient man sich trotzdem nicht selten verschiedener Tricksereien und Manipulationen, um die eigene Position wider besseres Wissen doch noch irgendwie “gesundzubeten” und als richtig darzustellen. Man will ja den “Erfolg” haben, denn sonst muss man sich ja nach der eigenen verkehrten Logik als “Verlierer” erachten. Und das will man ja bekanntlich auf keinen Fall - weder in Bezug auf Jesus noch auf Seine Kirche!
Kennen wir denn nicht solche Fälle, in welchen Katholiken z.B. die katastrophale Dimension der modernistischen “Reformen” der “Konzilskirche” sehr wohl erkannt und selbst entsprechende Kommentare angebracht haben. Dann aber durch das Gewissen und/oder bestimmte Lebensumstände zur Entscheidung aufgerufen, verlässt sie doch der Mut, für sich und eventuell auch die eigene Familie entsprechende Konsequenzen zu ziehen, um sich nicht auf die eine oder andere Weise mit der modernistischen Häresie zu vermengen. Und wie oft spielt da dann das “Argument” eine große Rolle, man wolle doch lieber bei der doch wesentlich größeren Gemeinschaft der so genannten Weltkirche bleiben, statt zu den vergleichsweise ganz wenigen zu zählen, die trotz der uns wohl allen in welchem Umfang auch immer einwohnenden menschlichen Schwäche bereit sind, sich um der unbedingten Treue zum katholischen Glauben und der wahren Kirche willen notfalls auch in die Isolation einer kleinen Gruppe zu begeben.
Und haben wir denn nicht auch schon vernommen, dass es Priester wie Gläubige gibt, die zwar ganz deutlich die Häresie und Apostasie der modernistischen “Päpste” erkennen und dann auch sehen, welchen gewaltigen Schaden diese für den Katholizismus als solchen anrichten, dann aber trotzdem bewusst bei einer der “papsttreuen” Priesterbruderschaften oder Gemeinschaften bleiben. Obwohl diese priesterlichen Gemeinschaften ausdrücklich am theologischen Widerspruch festhalten, wonach die modernistischen “Päpste” und “Bischöfe” rechtmäßige katholische Hirten seien bzw. die “Konzilskirche” die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche sei, die Jesus Christus gegründet hat, und darüber hinaus alle so genannte Sedisvakantisten, die ihre Einstellung publik machen, aus ihren Reihen ausschließen, sehen jene Priester und Gläubige immer noch keinen Anlass, sich von diesen Priesterbruderschaften zu trennen. Und auch da hört man nicht selten das “Argument”, sprich die Ausrede, erst in der größeren Gemeinschaft könne man überhaupt etwas Positives gegen den Modernismus bewirken und somit “erfolgreich” werden.
Ja was ist denn überhaupt “Erfolg”? Wie ist dieser Begriff aus katholischer Sicht zu definieren? Ist man erfolgreich, wenn man (bei was auch immer) etwa viel Zustimmung seitens anderer Menschen erreicht? Oder es zu viel Geld, großem Einfluss und einer hohen Position bringt? Wenn dem so wäre, müsste ja jeder, der z.B. noch so einen Schwachsinn irgendwo in den sozialen Medien veröffentlicht und dann von anderen (ähnlich “Schwachsinnigen”?) viele “likes” erhält, ebenso irgendwie als ein erfolgreicher Mensch gelten. Oder denken wir da auch an irgendeinen der modernen Sänger oder Künstler, die ihr schreckliches Geschrei oder die von ihnen fabrizierten und eine jede gesunde Ästhetik beleidigenden Gebilde als “Kunst” präsentieren und es dann dadurch zu viel Geld und Ansehen bringen. Kann das alles wirklich als wahrer Erfolg gelten, der dann auch das Innere des Menschen, des Künstlers wie Zuhörers und Betrachters, bereichert?
Wohl können Geld, Macht, Einfluss, Ansehen und Zustimmung seitens anderer allein kaum als ein untrügliches Kriterium für das Richtige und wahrhaft Erfolgreiche gelten. Denn wenn es so wäre, hätten ja alle Gegner Jesu insofern recht gehabt, dass sie unseren Heiland wenigstens am Karfreitag verspotteten und verhöhnten. Hatte Er ja da nicht nur keinen “Erfolg”, sondern sah darüber hinaus sogar nach dem größten “Verlierer” aus! Es ist jedenfalls sehr interessant bzw. aufschlussreich, dass Jesus nicht etwa Mitglieder der höheren Schicht des jüdischen Volkes zu Seinen Aposteln berufen hat, sondern “nur” einfache Fischer und andere Handwerker.
Kürzlich las ich in einem Nachruf auf einen Vater eines glaubenstreuen katholischen Priesters einen von ihm selbst formulierten Satz: “Es ist nicht entscheidend, wie viele wir gewinnen, sondern wie wir kämpfen. Danach werden wir gerichtet werden. Unser Lohn ist im Himmel.”
Selbstverständlich muss es laut dem Missionsauftrag Jesu an die Kirche auch das vitale Interesse eines jeden Katholiken sein, möglichst viele Menschen von der Wahrheit des christlich-katholischen Glaubens zu überzeugen und zu Jesus zu führen. Nur darf man auch um dieses edlen Zieles willen nicht solche Mittel anwenden, die etwa gegen die christlichen Sittlichkeitsgrundsätze verstoßen. Man kann nur dann wirklich für die Wahrheit Christi eintreten und für sie missionarisch werben, wenn man auch nur die vom sittlichen Gebot legitimierten Mittel einsetzt. Denn sonst kämpft man nicht für Jesus und Seine katholische Kirche, sondern für ein Konstrukt, welches sowohl Elemente der Wahrheit aber auch der Lüge beinhaltet. Und dies kann an sich auf keinen Fall Christus und Seine Kirche sein!
Manchmal kommt man in eine Situation, in der man sich wie in einer Zwickmühle befindet. Nehmen wir an, es geht um ein wirklich hohes Gut, welches als solches sehr erstrebenswert ist, so z.B. die Prosperität einer Kirchengemeinde. Auf der einen Seite verspricht es irgendwelche finanzielle oder sonstige Vorteile für die Gemeinde bzw. die eigene Gemeinschaft oder auch einen Zulauf von neuen Mitgliedern, wenn man irgendwie nicht alles Wesentliche sagt oder sonst irgendwie mit der Wahrheit trickst. Und auf der anderen Seite wird einem bewusst, dass man so manchen “verärgert” und von sich abstößt, wenn man die Wahrheit doch nicht verkürzt und somit alle gebotenen und erforderlichen Inhalte zur Sprache bringt, mögen sie eventuell noch so sehr die Leute “beunruhigen”.
Entscheidet man sich dann wissentlich für den Kompromiss mit der Unwahrheit, erreicht man zwar so manche bisweilen sogar als strategisch aussehende Vorteile und sonnt sich im Licht der Zustimmung durch eine gewisse “große Volksmenge”. Aber es muss einem bewusst sein und werden, dass man da letztendlich doch nicht einen Einsatz für die Wahrheit und somit die Kirche Jesu Christi aufbringt. Denn die Wahrheit verträgt sich in keinster Weise mit der Lüge - das geistige Licht Jesu schließt kategorisch die Finsternis der Sünde aus! Ja, man kann dann sogar auch viel und laut über die eigene Treue zur alten Kirche und Liturgie sprechen, bringt den Einsatz aber dennoch eher für ein menschlich-künstliches Produkt, welches aus wahren katholischen und falschen häretischen Elementen besteht.
Das obige weise Zitat jenes Mannes verweist nur auf einen christlichen Grundsatz, dass die Wahrheit Jesu ausschließlich mit den Mitteln der Wahrheit vertreten werden kann und darf - auch auf die Gefahr hin, dass man dann keinen großen “Erfolg” erzielen werde! Bei Gott zählt nicht, wie viel an äußerem “Erfolg” wir verbuchen können, sondern ob wir ausschließlich die Wahrheit Jesu und Seiner Kirche predigen bzw. ob wir die Menschen von der unverfälschten katholischen Wahrheit überzeugen wollen! Letztendlich zählt nur das bei Gott. Jesus unterstreicht dieses fundamentale Prinzip: “Wer nicht mit Mir ist, der ist wider Mich; wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreut” (Mt 12,30).
Daher besteht der wahre Erfolg aus christlich-katholischer Sicht darin, ob und in welchem Umfang ein Mensch sich bei seinem Denken und seinen Aktivitäten vom Grundsatz der wirklichen Treue zu den Lehren des Evangeliums und der katholischen Kirche leiten lasse. Dass er halt jede bewusste Unwahrheit ausschließe und sich somit die Wahrheit keinesfalls um irgendwelcher anderer Ziele willen sozusagen “zu recht biege”. Denn grundsätzlich besteht nur in diesem Fall wirklich und überhaupt die Hoffnung, dass die unverfälschte christlich-katholische Lehre und Wahrheit verkündet werde und die Herzen der Menschen mit ihrem göttlichen Glanz bereichert werden könnten! Die Verkündigung der unverfälschten christlich-katholischen Wahrheit ist überhaupt die einzige Chance, dass die zahlreichen Krisen der Menschheit überwunden und tiefen Narben der Gottesferne in die Teilnahme an Seiner Liebe umgewandelt würden!
Ein jeder zumal bewusst eingegangene Kompromiss mit der Unwahrheit kann dagegen nicht das Werk der Gnade des Heiligen Geistes sein - eine Lüge kann doch nicht zur Heilung der durch andere Lügen verursachten tiefen Wunden beitragen!
Nur das Bewusstsein, sich trotz widriger äußerer Umstände und innerer Versuchungen dazu durchgerungen zu haben, allein auf die Wahrheit Jesu zu setzen und im eigenen Wirken keine Vermischung der Wahrheit mit der Lüge zuzulassen, ist letztendlich der höchste und eigentliche Lohn für den eigenen missionarischen Einsatz. Denn dann versammelt man sich vielleicht sogar auch gegen den massiven Widerstand und die schrecklichen Anfeindungen der großen Masse zusammen mit allen Jüngern Jesu unter Seinem Kreuz und zeigt dadurch an, dass man Ihn wirklich liebt und eben nicht im Stich lässt! Gerade und eigentlich nur dann erfährt man den reichen Segen Gottes und darf in den himmlischen Genuss des beglückenden Bewusstseins kommen, trotz aller Widrigkeiten in Treue zu Jesus zu stehen bzw. in Seinem Sinn zu denken und zu handeln! Das kann nur erfahren, wer auch entsprechend handelt. Dies wird die Welt auch mit all ihren Lügen und Verlockungen niemals leisten können.
Trotz entsprechender vorheriger Treueschwüre übermannte die Apostel im entscheidenden Moment dann doch eine sehr große Menschenfurcht. Und diese ist meistens Ausdruck eines schwachen Glaubens bzw. mangelnder Gottesliebe. So verließen sie dann Jesus am Gründonnerstag und Karfreitag. Allerdings gab sich der Apostel Johannes nicht einfach damit ab, sondern kämpfte mit seiner Schwäche und überwand schließlich insofern die Furcht, dass er dann doch noch zurückkehrte unter das Kreuz Jesu. Und auch die anderen Apostel haben etwas später die betreffende Umkehr vollzogen und ihre Treue zu Jesus mit ihrem Leben heroisch unter Beweis gestellt!
So wollen auch wir durch Gebet und die Besinnung auf die heilenden Worte Jesu gegen unsere eventuelle Menschenfurcht bzw. den Mangel an echter Liebe Gottes ankämpfen und gegebenenfalls ebenso den Weg zum Kreuz Jesu zurückfinden. Seien wir dann in den Augen der “großen Volksmenge” auch noch so sehr die “Verlierer” und “Ausgestoßene” - in und mit Jesus Christus werden wir geistig siegen und praktisch täglich am göttlichen Mysterium der Auferstehung teilhaben!
“Ich beschwöre dich vor Gott und Jesus Christus, dem einstigen Richter der Lebendigen und der Toten, bei Seiner Wiederkunft und bei Seinem Reiche: Verkündige das Wort! Tritt dafür ein, sei es gelegen oder ungelegen. Überführe, weise zurecht und ermahne mit aller Geduld und allem Geschick. Denn es kommt die Zeit, da man die gesunde Lehre unerträglich findet und sich nach eigenem Sinn Lehrer über Lehrer sucht, um sich einen Ohrenschmaus zu verschaffen. Der Wahrheit verschließt man das Ohr und ergötzt sich an Fabeln. Du aber bleib in allem besonnen. Trage die Leiden. Vollzieh die Aufgabe als Verkünder der Heilsbotschaft. Versieh voll und ganz deinen Dienst!” (2 Tim 4,1-5.)

P. Eugen Rissling


Zurück Hoch Startseite